115 Jahre SPD in Kronach

03. November 2015

Die Kronacher SPD ist die älteste politische Organisation im Landkreis Kronach. In diesem Jahr kann sie auf ihr 115-jähriges Bestehen zurückblicken, das sie am Sonntag 08.11. um 14.30 Uhr in der Veranstaltungs-Scheune des Cafe Kitsch feiert. Dabei wird SPD-Stadtverbandsvorsitzender Dr. Ralf Völkl einen Rückblick auf die bewegte Geschichte halten und Bilder aus den vergangenen Jahrzehnten der Partei präsentieren. Weiterhin wird der SPD-Ortsverein Ehrungen verdienter, langjähriger Mitglieder durchführen.

Erstmals festzustellen sind die Anfänge der Sozialdemokratie, als bei den Reichstagswahlen 1878 zwölf der 470 Stimmen auf die SPD entfielen. Kurze Zeit später wurde die SPD verboten. Das Sozialistengesetz wurde durch Gründung anderer Organisationen wie dem "Wahlverein zur Erzielung volksthümlicher Wahlen" in Marktzeuln umgangen und Tobias Wirth aus Kronach, der sich dort engagierte, wurde von der "Fränkischen Tagespost" der Ehrentitel des "ersten Socialdemokraten in Kronach" verliehen.

Der sozialdemokratische Ortsverein Kronach wurde am Sonntag, den 18. November 1900 im Gasthaus "Goldener Hirsch" gegründet. Trotz des Verschweigens der Gründung durch die örtliche Presse und Störmanövern im Vorfeld wurde die Gründungsversammlung ein voller Erfolg. Einschließlich Vorstand Max Roßmell und Hermann Werner, Kassier Peter Weber sowie den beiden Schriftführern Johann Birnstiel und Wilhelm Stich umfasste der Ortsverein bereits am Gründungstag mehr als 50 Mitglieder. Die Kronacher Sozialdemokratie erfüllte damit eine Vorreiterrolle im gesamten heutigen Landkreis und wurde zum Impulsgeber für die weitere organisatorische Entwicklung der Sozialdemokratie in der Region.

Mit Josef Seelmann erhielt die Kronacher Arbeiterbewegung in der Folgezeit einen Impulsgeber und eine prägende Führungsfigur, die sogar reichsweite Anerkennung erfuhr. Mit der Einrichtung eines Arbeitersekretariats schuf er eine schlagkräftige Parteiorganisation, die ab 1905 sogar die Führung im Wahlkreis übernahm. Während die Partei bei Errichtung des Arbeitersekretariats im Wahlkreis Kronach 1903 weniger als 100 Mitglieder zählte, waren es 1907 bereits 795 Genossen und 1914 insgesamt 1421 Parteimitglieder. Mit Seelmann gelang 1908 als erstem Sozialdemokraten der Einzug in den Gemeinderat und gehörte diesem bis zum Verbot der SPD 1933 an.

Am 18. November 1945 erfolgte dann die Wiedergründung des SPD-Ortsvereins Kronach. Zu den Gründungsmitgliedern zählten u.a. Hans Heinz (1. Vorsitzender), Julius Herrmann, Josef Schneider, Hans Schreppel, Karl Preißinger, Hans Wich und Georg Geißer. Seine Hauptaufgaben sah der SPD-Ortsverein in der Arbeitsbeschaffung, der Wohnungs- und Nahrungsmittelversorgung sowie der Entnazifizierung. Am 27. Januar 1946 stellte sich die SPD den ersten freien Kommunalwahlen und wurde zweitstärksten Partei. Sie stellte mit Hans Schreppel den 3. Bürgermeister sowie vier Stadträte. In den Kommunalwahlen1948 konnte die SPD ihren Stimmenanteil noch verbessern und es gelang, mit Konrad Popp zum ersten Mal in Kronach den 1. Bürgermeister zu stellen. Er leitete die Geschicke der Stadt 22 Jahre lang bis 1970. In seine Amtszeit fiel die Integration vieler Vertriebener in der Stadt, die einen deutlichen Bevölkerungszuwachs erhielt und mit der Siedlung und dem Kreuzberg neue, große Baugebiete erschloss. Mit der Gründung der Kronacher Wohnungsbaugesellschaft, dem Aufbau einer modernen Wasser- und Abwasserversorgung oder dem Bau der Lucas-Cranach-Grundschule wurden unter Konrad Popp wichtige Infrastrukturprojekte durchgeführt.

Von 1966 bis 1982 stellte der SPD-Ortsverein mit Karl Hofmann einen Bundestagsabgeordneten. 1975 bildete sich eine Frauengruppe im SPD-Ortsverein unter der Leitung von Erna Schimmer und Carola Lippold. Seit der Gemeindegebietsreform von 1978 gehören zum Stadtgebiet Kronach auch die SPD-Ortsvereine Fischbach, Gehülz, Höfles-Vogtendorf, Neuses und Ziegelerden. Dazu kamen 1983 der Ortsverein Gundelsdorf-Knellendorf-Glosberg und 1985 der SPD-Ortsverein Friesen.

Bei den Kommunalwahlen 1990 gelang Manfred Raum der Wahlsieg und zum zweiten Mal in der Geschichte der Stadt Kronach stellt die SPD den 1. Bürgermeister - bis zum Jahr 2008. Eine zentrales Projekt im Wahlprogramm von Manfred Raum war die Landesgartenschau für Kronach, die 2002 - ein Jahr vor der 1000-Jahr-Feier der Stadt - nach an einer großen Altlastensanierung durchgeführt wurde. Weitere Highlights seiner Amtsperiode waren der Ausbau des Schwimmbades zum Erlebnisbad CranaMare, die Innenstadtsanierung, die Kanalisierung des Fischbachtals, die Modernisierung von Kläranlage und Trinkwasserversorgung sowie viele kulturelle Highlights wie die Cranach-Landesausstellung und die Gründung der Faust-Festspiele.

Mit Gerhard Seuling als Bezirksrat stellte der Ortsverein einen weiteren überregionalen Mandatsträger, der 1999 sogar zum Vizepräsidenten des oberfränkischen Bezirkstages gewählt wurde. Ein Amt, das er bis 2004 innehatte. Dabei setzte er sich federführend für eine Verbesserung des kommunalen Finanzausgleichs ein - mit einer Klage gegen den Freistaat Bayern, die letztendlich zwar vor Gericht nicht erfolgreich war, jedoch zu einem Umdenken und einer Änderung der Förderbedingungen führte.

115 Jahre SPD - Konrad Popp
Als erster sozialdemokratischer Bürgermeister der Stadt Kronach gestaltete Konrad Popp von 1948 bis 1970 das Wachstum der Stadt nach dem 2. Weltkrieg mit der Erschließung von Kreuzberg und Siedlung als Baugebiete, der Gründung der Kronacher Wohnungsbaugesellschaft, der Schaffung einer leistungsfähigen Wasser- und Abwasserversorgung oder dem Bau der Lucas-Cranach-Grundschule.
115 Jahre SPD - 1990
Auch in ihrer jüngsten Geschichte stellte die Kronacher SPD zahlreiche Mandatsträger und war auf vielen politischen Ebenen aktiv. Im Bild bei einem Empfang 1998 im Historischen Rathaus (von links) die spätere Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Petra Ernstberger, Landtagsabgeordnete Christa Steiger, der spätere EU-Kommissar Günter Verheugen, Kreisvorsitzender Volker Naser, die spätere Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, Bezirkstagskandidatin Sabine Marr-Müller, Landtagsabgeordneter Dr. Heinz Köhler, SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender Karl H. Fick, Bürgermeister Manfred Raum und Bezirksrat Gerhard Seuling.

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