Jusos Gundelsdorf gegründet

02. März 2012

Die Jusos Gundelsdorf wurden am Donnerstag, den 01.03.2012 in Gundelsdorf gegründet.

Jusos Gundelsdorf

Frischzellenkur in Rot:

Erstmals seit mehr als 20 Jahren gründet sich wieder ein Ortsverein der Jungsozialisten. Acht junge Leute starten in Gundelsdorf das Projekt „Zukunft für die SPD“. Sven Schuster und Tobias Gratzke stehen ganz vorn.

Hans Simon wird sich am Donnerstagabend am meisten gefreut haben. Der 3. Bürgermeister Kronachs, seit 41 Jahren Mitglied der SPD, kann seit Langem beobachten, wie es gelingt, junge Menschen erfolgreich in die Kommunalpolitik zu bringen.

Nur leider nicht in seiner Partei. „Wenn ich im Stadtrat zur CSU rüberschaue, mehrere JU-Mitglieder sehe und dann unsere Altersstruktur danebenstelle, frage ich mich schon, warum wir nicht auch mehr junge Leute haben“, sagt Simon.

Seit Donnerstag jedoch sieht es nicht mehr ganz so düster aus. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren hat sich an diesem Tag ein Ortsverein der Jusos gegründet – und zwar im Kronacher Stadtteil Gundelsdorf.

Acht junge Menschen zwischen 14 und 35 Jahren haben beschlossen, Jungsozialisten zu sein. Die meisten gehören zur klassischen Generation Facebook. Schüler, Azubis, Studenten, die ihren eigenen Weg gehen wollen. Normalerweise führt der ja bei jungen Leuten überall hin – nur nicht in die Politik. Doch bei diesen Jungs und Mädels ist das anders. Sie wollen mitmischen und haben sich gegen die wesentlich mitgliederstärkere Junge Union entschieden. Stattdessen begeistert sie die Sozialdemokratie.

„Das macht mich ungemein stolz“, freut sich Clemens Raab, der den SPD-Ortsverband Gundelsdorf-Knellendorf-Glosberg führt. Und Hans Simon äußert unverhohlen die Hoffnung, einige der „jungen Roten“ in ein paar Jahren in den Stadtrat zu bringen. Auch Carl-Christian Dressel hat ein breites Grinsen im Gesicht, als er am Donnerstag vor dem Gundelsdorfer Sportheim vorfährt. Die Neugründung eines Nachwuchsverbands bedeutet ihm viel. Gern erzählt der Unterbezirksvorsitzende der Sozialdemokraten, wie er einst mit Anfang 20 als jüngstes Mitglied in den Coburger Stadtrat gewählt wurde. Nun, mit 41 Lenzen, „bin ich zwar nicht mehr der Jüngste, aber noch immer der Zweitjüngste. Und der Jüngste ist gerade einmal drei Jahre jünger als ich“, erzählt der frühere Bundestagsabgeordnete. Auch diese Geschichte zeigt: Die SPD braucht dringend mehr Nachwuchs, wenn sie dauerhaft im politischen Geschäft eine Rolle spielen will.

Dressel: „Da war ich erst einmal total baff, als ich erfahren habe, dass es hier in Gundelsdorf acht Juso-Anmeldungen auf einmal gegeben hat.“ Dass die Chancen für junge Leute, in der Politik Fuß zu fassen, bei der SPD ungleich höher sind als bei der CSU oder anderen Parteien, davon ist Ralf Völkl überzeugt. Der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands erinnert sich an seine Anfangszeit zurück. Auch da haben die Teenager des Landkreises den Jusos nicht eben die Tür eingerannt – mit dem positiven Nebeneffekt, dass die wenigen jugendlichen Mitstreiter schnell in politische Verantwortung kamen. „Nach meiner zweiten Kandidatur war ich schon Stadtrat“, sagt Völkl und verweist auch auf den amtierenden Juso-Kreisvorsitzenden Jens Trebes. Mit Anfang 20 sitzt er bereits im Steinbacher Gemeinderat und im Kronacher Kreistag.

Derlei Ambitionen hat Sven Schuster nicht. Noch nicht. Der 26 Jahre alte Student zum Diplom-Verwaltungswirt ist zum Gründungsvorsitzenden der Gundelsdorfer Jusos gewählt worden. „Wir wollen erst einmal Gundelsdorf voranbringen“, lautet Schusters Devise. Die Nachfrage, ob dies nicht ambesten als Stadtratsmitglied gelänge, lächelt er charmant beiseite – als wäre er schon ein alter Hase im Politikgeschäft.

Wobei: Ein bisschen was hat er tatsächlich schon vorzuweisen. Er ist stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender und seit Kurzem für den Internetauftritt der Kronacher Sozialdemokraten verantwortlich.

Wie er es geschafft hat, so viele Mitstreiter zu finden? „Ich habe einfach Leute aus meinem Bekanntenkreis gefragt – und Informationsbriefe an alle Haushalte verteilt und zur Gründung aufgerufen. Das hat geklappt.“

So lapidar dies klingt, so schwer wird es in der Praxis gewesen sein. Schusters Stellvertreter ist der 17-jährige Mechatronik-Azubi Tobias Gratzke. Der Hobbyfußballer wurde ebenso wie der Vorsitzende einstimmig gewählt – und das bei seiner ersten politischen Versammlung. So schnell kann es gehen.

Bericht: Christian Kreuzer, Neue Presse, Ausgabe 03.03.2012

Teilen