Kronach (vz) . Die SPD-Stadtratsfraktion beschäftigte sich in ihrer jüngsten Sitzung auch mit dem Neubau der Spitalbrücke und diskutierte die grundlegende Herangehensweise, wie man sich zu Ausbaugröße und Verkehrsführung positionieren will. Denn mit dem Neubau der Brücke wird jetzt auch die Verkehrsberuhigung der Innenstadt öffentlich diskutiert. Hier will sich die SPD nicht nur auf den Bereich der Spitalbrücke beschränken, sondern die Frage im Rahmen eines Gesamtkonzepts für den Autoverkehr, Radfahrer und Fußgänger in der Kronacher Innenstadt klären. Um die Erreichbarkeit der Innenstadt zu gewährleisten und die negativen Auswirkungen gerade für den Einzelhandel zu minimieren, schlägt die Fraktion vor, nur für die Bauzeit eine Behelfszufahrt durch den Kühnlenzhof zu schaffen. Nachdem das ehemalige Autohaus dort durch das Kommunalunternehmen Lucas-Cranach-Campus erworben worden ist und abgerissen werden soll, ein Neubau dort aber sicher noch etwas dauere, gebe es eventuell ein Zeitfenster, in der man die freie Fläche als Behelfszufahrt für die Innenstadt nutzen könne. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Gross, die auch Mitglied im Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens ist, versprach, sich um die Koordination und Abstimmung der Baumaßnahmen von Stadt und Kommunalunternehmen zu kümmern.
Fraktionsvorsitzender Dr. Ralf Völkl erläuterte, dass der Neubau der Spitalbrücke die letzte ausstehende Maßnahme der Hochwasserfreilegung des Kronach-Flusses darstelle und eigentlich längst überfällig sei. Denn die Brückenträger ragten rund einen Meter tief zwischen die Mauern des Hochwasserschutzes, so dass bei einem sehr starken Hochwasser die Gefahr bestehe, dass sich das Wasser an der Brücke aufstaue und über die Mauern schwappe, so dass die Kronacher Innenstadt überflutet werde. Diese Gefahr dürfe man nicht eingehen, weil so der ganze Hochwasserschutz zunichte gemacht werde und extrem hohe Schäden entstehen könnten. Der zügige Neubau der Brücke sei deshalb definitiv notwendig. Bei der Gestaltung seien seit dem Jahr 2000, in dem die Diskussionen begannen, zahlreiche Varianten ausgearbeitet und diskutiert worden. Eine Pylonen-Brücke mit hohen Masten sei aufgrund des Eingriffs in das Stadtbild – insbesondere des historischen Spitals, verworfen worden. Eine Hubbrücke habe man aufgrund des hohen Wartungs- und Kostenaufwandes für das Hubsystem verworfen. Letztendlich habe sich der Stadtrat mit großer Mehrheit für eine dünne Spannbetonbrücke entschieden, deren Brückenkörper nur rund 60 Zentimeter dick sei. Da die Brücke aber komplett über den Hochwasser-Schutzmauern liegen müsse, sei sie damit aber auch etwas höher als die bisherige Konstruktion. Die jetzige Planung sehe eine Fahrbahnbreite von 4,5 Meter und Gehsteige an beiden Seiten mit 2,25 bzw. 2,75 Meter Breite vor. Klaus Simon erklärte, sein Wunsch sei es, die das Stadtbild prägenden Kastanienbäume an der Brücke zu erhalten. Bei einem Ortstermin betrachtete die Fraktion die Situation noch einmal genau und stellte fest, dass die Bäume mit einem Abstand von 1,5 bis 2 Meter sehr nah an der Brücke stehen. Ein Gutachten der Stadt ergab, dass die Bäume durch die Baumaßnahme wohl sehr stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Dennoch will die SPD-Fraktion mit den Planern noch einmal alle Möglichkeiten besprechen, die Baugrube so knapp wie möglich zu halten und die Bäume zu retten. Besser, es zu probieren, die Bäume zu erhalten, anstatt sie gleich vor der Baumaßnahme zu fällen, meinte auch Stadtrat Hans Simon. Ralf Völkl forderte, bei der Auslegung und Gestaltung der Fundamente nochmals zu prüfen, ob eine Variante gefunden werden kann, die den Erhalt der Bäume ermöglicht. Diskutiert wurden auch die Vorschläge, die Brücke deutlich kleiner und nur für Fußgänger und Radfahrer zu bauen. Klaus Simon betonte, eine intensivere Verkehrsberuhigung der Innenstadt sei aus seiner Sicht wünschenswert. Ralf Völkl gab zu Bedenken, dass die Spitalbrücke die wichtigste Ost-West-Verbindung in der Innenstadt sei, über die ein Großteil des Verkehrs vom Kreuzberg und östlichen Landkreis in die Innenstadt und Richtung Bahnhof und Landratsamt abgewickelt werde. Auch viele Busse nutzten die Verbindung, um zum Beispiel vom Schulzentrum zum Bahnhof zu fahren. Die Ausweichroute führe dann über die Andreas-Limmer-Straße entweder über die Obere Stadt und durch das Bamberger Tor oder über die Nikolaus-Zitter-Straße. Aus seiner Sicht mache es deshalb keinen Sinn, die 50 Meter Spitalstraße verkehrsfrei zu machen, gleichzeitig aber einen enormen Ausweichverkehr mit einer rund einen Kilometer längeren Strecke durch die Innenstadt zu erzeugen. Die alternativen Verbindungen über die Südbrücke oder Birkach seien sehr weit entfernt und würden von den Autofahrern wohl nicht angenommen. Die SPD-Fraktion beschloss deshalb, dass diese Frage im Rahmen eines gesamten Verkehrskonzepts für die Innenstadt geklärt werden müsse. „Nach 30 Jahren ist es an der Zeit, die Verkehrsführungen wieder einmal zu überprüfen“, meinte auch Stadträtin Marina Schmitt. Dabei könne man auch die Bahnhofsbrücke stärker mit in Betracht ziehen. Nachdem die Stadt dort ein Haus erworben habe, bestehe die Möglichkeit, die Engstelle hinter der Brücke zu beseitigen. Sabine Gross betonte, gerade angesichts der vielen baulichen Veränderungen und der Studenten, die mit dem Lucas-Cranach-Campus in der Kronacher Innenstadt kommen werden, sei es wichtig, ein Gesamtkonzept für den Autoverkehr, aber auch Fußgänger und Radfahrer für die Innenstadt zu entwickeln. Außerdem sei es ihr ein großes Anliegen, die Innenstadt ansprechender zu machen und die Menschen zu animieren, sich gerne und mehr in der Innenstadt aufzuhalten.