SPD Ortsverein Gehülz

Die Sozialdemokratie in Gehülz weist im Vergleich zu Fischbach deutlich schlechtere Startbedingungen auf, da hier die Hegemonie der katholischen Zentrumspartei nur schwer zu brechen ist und die Sozialdemokraten bei den Reichstags-Wahlen meist im Bereich der 20 % verharren, allerdings zweimal (1890 und 1912) die 40%-Marke überschreiten und damit dem Zentrum recht nahe kommen.

Zu schaffen macht den Sozialdemokraten von Gehülz jedoch auch die Tatsache, dass im Ort ein politisch einflussreicher "Militär- und Kampfgenossenverein" besteht, der in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung seinen Hauptfeind sieht, diesen auch entsprechend bekämpft und sozialdemokratisch gesinnte Arbeiter aus seinen Reihen auszuschließen sucht.

Gründung des Wahlkreises:

Doch trotz dieser Schwierigkeiten regt sich auch in Gehülz im Bereich der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung relativ frühzeitig organisatorisches Leben, denn bereits am 4. Dezemberg 1905 - also sogar noch einige Monate vor den entsprechenden Vorgängen in Fischbach - erfolgt im "Karlchen Lokale" die Gründung des sozialdemokratischen Wahlvereins Gehülz. Der maßgebende Kronacher Einfluss ist auch in diesem Falle nicht zu übersehen. Dem Gründungsakt geht ein Referat Josef Seelmanns voraus und danach konstituiert sich der neue Verein mit 28 Mitgliedern.

Die Vorstandschaft besteht aus:

Georg Pötzinger, Steinhauer, erster Vorsitzender

Michael Karl, Tüncher, zweiter Vorsitzender

Georg Deinlein, Steinhauer, Kassier

Georg Bauernsachs, Steinhauer, erster Schriftführer

Johann Graf, Steinhauer, zweiter Schriftführer

Neben dem sozialdemokratischen Ortsverein entsteht bald darauf auch ein __Arbeiter-Turnverein, der bereits am 09. September 1906 sein "1. Stiftungsfest" feiert und in der Folgezeit besondere Aktivitäten entfaltet.

Wie kräftig - trotz konservativer Störmanöver - sich die freie Arbeiterbewegung bereits vor 1914 in Gehülz entfaltet, zeigt sich in einer weiteren Gründung:

Am 14. Mai 1911 wird in der Bierwirtschaft des Johann Karl wo bereits der sozialdemokratische Ortsverein enstand, auch ein Arbeiter-Gesangsverein aus der Taufe gehoben.

Doch die konservativen Gegner der Sozialdemokratie in Gehülz erweisen sich in ihren Methoden als durchaus wirksam und behindern die freie Arbeiterbewegung nachhaltig. So ist es bereits 1906 "christlichen Hetzern", wie die "Fränkische Volkstribüne" verärgert feststellt, erfolgreich gelungen, den Bierwirt Johann Karl derart zu beinflussen, dass er sein Lokal für Partei- und Turnmitgliedern sperrt. Wie lange das Verbot Gültigkeit besaß, lässt sich zwar nicht mehr genau ermitteln - bei der Gründung des Arbeiter-Gesangvereins im Mai 1914 stellt Karl sein Lokal ja wieder zur Verfügung -, doch noch am 17. September 1910 wird die Generalversammlung des SPD Ortsvereins "bei Popp" in Brand abgehalten. Und ein Jahr vorher Anfang August 1909, zeigte sich die Gemeindeverwaltung nicht bereit, ein Turnerfest der Arbeiter-Turner Gehülz zu genehmigen.

Dennoch marschiert auch in Gehülz die sozialdemokratische Arbeiterbewegung erfolgreich voran, wird von namhaften auswärtigen Referenten besucht und nimmt in der Mitgliederstärke zu.