SPD Ortsverein Ziegelerden

In Ziegelerden herrschen für die Sozialdemokratie ähnlich schwierige Verhältnisse wie in Gehülz vor. Auch hier gibt sich das Zentrum, massiv unterstützt von der katholischen Geistlichkeit, sehr kampfbetont und aggressiv. Auch hier hat man es mit einem starken, bereits 1889 gegründetetn Kriegerverein zu tun, der von Hause aus laut Vereinssatzung keine sozialdemokratischen Elemente dulden darf.

Doch in Ziegelerden scheint vornehmlich die Geistlichkeit den Ton vorzugeben. So erregte im Jahre 1909 ein Vorgang weit über den Bereich von Ziegelerden hinaus Aufmerksamkeit und löst unterschiedliche Reaktionen aus: Bei einer Veranstaltung der katholischen Zentrumspartei am 06. September 1909 macht sich der anwesende Stadtkaplan Erlwein laut Zeitungsbericht Luft mit den Worten:

"Wer sich Sozialdemokrat nennt und wer Sozialdemokrat ist, ist ein Lump."

Die Empörung die daraufhin unter den Sozialdemokraten nicht nur in Ziegelerden herrscht, veruscht das Zentrumsorgan "Fränkische Presse" kurz danach abzuschwächen, stellt aber die sinngemäße Äußerung des Kaplans nicht grundsätzlich in Abrede, sondern modifiziert sie dahingehend, dass der Kaplan geäußert habe:

"Nicht jeder Sozialdemokrat ist ein Lump, aber jeder Lumpf ein Sozi."

Die sozialdemokratischen Augenzeugen, die bei ihrer Version bleiben, mögen sich erinnert fühlen an die Militanz der Geistlichen in Windheim, die allerdings in ihren Kampfesweisen weit über die Vorgänge in Ziegelerden hinausgehen und sogar die Parteizeitung in Nürnberg und München beschäftigen.

Obwohl zwei Sozialdemokraten aus Ziegelerden, Fischer und Reuhs, dem 1887 in Marktzeuln gegründeten "Wahlverein zur Erzielung volksthümlicher Wahlen" angehören und damit zu den ersten Vorkämpfern der Sozialdemokratie im gesamten Wahlkreis Kronach-Lichtenfels zählen, kommt es in der Vorkriegszeit nicht zum entscheidenden organisatorischen Durchbruch und zur Gründung einer eigenen Sektion Ziegelerden.

Die Genossen aus Ziegelerden dürften bis zur Gründung des Kronacher Ortsvereins dem zentralen Wahlkreisverein angehört haben, der sich nach Auflösung des oben erwähnten Marktzeulner Vereins seit 1892 in Schney gebildet hat. Und seit Bestehen der Kronacher Sektion lag es nahe, sich dieser organisatorisch zuzuordnen.

Ein etwas missverständlicher Hinweis vom 20.April 1914 in der Kronacher Presse, wonach ein Arbeiterverein Ziegelerden bestehe, der am 24. Mai 1914 sein erstes Gründungsfest begehe, bezieht sich jedoch eindeutig auf den Turnverein, was im weiteren Verlauf des Berichts deutlich wird.