Oder:
1. Im vorherigen Beitrag wurde anhand seiner Abschiedsrede dargestellt, was der sozialdemokratische Bürgermeister Konrad Popp in 22 Jahren Amtszeit für Kronach geleistet hat.
In wohl jeder anderen Stadt würde da die Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch den Stadtrat eine Selbstverständlichkeit sein. Nicht so in Kronach!
Dort verwehrten Parteistrategen kleinkariert dem verdienten Mann der ersten Stunde diese Anerkennung. Folgendes geschah:
1974 hatte die SPD-Stadtratsfraktion beantragt, der Stadtrat möge Konrad Popp zum Ehrenbürger ernennen. Was aus diesem Antrag wurde, ist in der Wahlzeitung der Kronacher SPD, dem “Kronacher Stadtanzeiger” nach zu lesen: Die CSU verhinderte die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Konrad Popp!
Hier ein Blick in den “Kronacher Stadtanzeiger”:
Ausschnitt aus dem Stadtkurier:
Hier haben wohl parteipolitische Neider, die 22 Jahre lang keinen Bürgermeister auf die Beine gebracht hatten, zugeschlagen, nach dem Motto, “immer von Harmonie reden, aber nicht danach handeln”!
2. Dass es auch ganz anders geht, demonstrierte ich schon am Anfang meiner Amtszeit mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altbürgermeister Baptist Hempfling.
Es war für mich eine Selbstverständlichkeit, diesem diese Würdigung nach 14 Bürgermeisterjahren und seinem langjährigen politischen Einsatz für die Stadt Kronach zu gewähren. Übrigens hätten dies eigentlich seine Parteifreunde schon in den sechs Jahren nach seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt tun können! Dass in diesem Fall die StadtratsCSUler einverstanden waren, leuchtet ein, man konnte doch nicht gegen einen CSU-Mann stimmen.
Es hat aber in dieser Zeit (1990-1996) eine Mehrheit im Stadtrat gegen die CSU gegeben, also hätte es rein theoretisch auch eine Ablehnung des Antrages geben können. Doch das war vor der Abstimmung klargemacht, dass es das nicht gibt! Also, so geht Kommunalpolitik auch!
Meine Ausführungen zur Verleihung an Hempfling sind auf meiner homepage www.manfred-raum.de nachzulesen. Damals habe ich unter Verweis auf Konrad Popp an das Sprichwort von dem Pferd, das den Hafer nicht bekommt, erinnert!
Geholfen hat es nichts: denn es wurde nichts dazugelernt!
3. Deshalb nochmal zu einem “Pferd, das den Hafer nicht kriegt!”
Bezeichnenderweise zeigen die Nachfahren der Ablehner von 1974 noch immer das gleiche Verhalten. Beispiel: Dem Kronacher Stadtrat lag der Antrag vor, dem ehemaligen Landrat Dr. Heinz Köhler, SPD, früher auch Bezirksrat, MdEP, MdB und MdL, dessen Einsatz für Kronach und dessen Beliebtheit allenthalben bekannt sind, die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Was geschah, das konnte in der Zeitung nachgelesen werden. Hier ein Auszug aus der Neuen Presse Kronach:
Es ist schon erstaunlich, mit welchen rhetorischen Verrenkungen - was Stadträtin Marina Schmitt sehr deutlich angesprochen hat - die CSU ihre Ablehnung begründen musste - eigentlich schade, wenn man doch sonst immer “mehr Harmonie” im Stadtrat fordert!
Was die Verweigerung gegenüber Konrad Popp anbelangt, sollte dies heute als Aufforderung verstanden werden, die kommunalpoltische Leistung dieses Sozialdemokraten, sein unermüdliches Wirken in der schwierigen Nachkriegszeit zum Aufbau und der Gestaltung des “modernen Kronach” mit dem nötigen historischen Abstand und objektiver Betrachtung eingehend darzustellen und zu würdigen.
Februar 2015, Manfred Raum